Taekwondo

„Tae“ (Fuß) bedeutet mit dem Fuß stoßen, springen und schlagen und beinhaltet alle Beintechniken.

„Kwon“ (Faust) beinhaltet alle Armtechniken wie Handkantenschlag, Fauststoß, Blocktechniken etc.

„Do“ bedeutet grob übersetzt der „Weg“ und beinhaltet den geistigen Aspekt der Kampfkunst.

Die koreanische Kampfkunst „Taekwondo“ ist vor allem für ihre spektakulären Fußtechniken bekannt. Die Schüler des Taekwondo lernen verschiedene Fußtechniken und Armtechniken für Selbstverteidigung, kontrolliertes Kämpfen sowie Formen (Poomse bzw. Hyongs), welche Kämpfe gegen mehrere Gegner simulieren.

Begründet wurde das moderne Taekwondo Mitte des 20. Jahrhunderts von General Choi Hong-Hi, auch wenn die Anfänge dieser Kampfkunst bereits vor 2000 Jahren entstanden sind. Choi Hong-Hi war auch der erste Präsident der „International Taekwondo Federation“ (ITF), welche am 22. März 1966 in Seoul gegründet wurde. Im Zuge der ersten Taekwondo-Weltmeisterschaft wurde am 28. Mai 1973 als zweiter „Weltverband“ die „World Taekwondo Federation“ (WTF) gegründet. Die WTF ist heute der einzige vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anerkannte Welt-Fachverband für Taekwondo und der Wettkampf nach Version der WTF ist seit den olympischen Sommerspielen im Jahr 2000 in Athen ein fester Bestandteil im Oylmpischen Programm. Heute ist Taekwondo eine der modernsten und beliebtesten Kampfkünste weltweit. Es wird von ca. 70 Millionen Sportlern in 188 Ländern praktiziert.


Beim Taekwondo Training trägt man eine „Uniform“, koreanisch „Do Bok“, welche meist aus weißer Baumwolle besteht. Je nach Graduierung trägt man einen farbigen Gürtel, angefangen von Weiß über Gelb, Grün, Blau und Braun oder Rot bis Schwarz. Der Schwarze Gürtel signalisiert, dass der Träger die Grundausbildung abgeschlossen hat. Es gibt insgesamt 10 schwarze Gürtel, genannt „Dan“.

Taekwondo wird aus verschiedenen Gründen ausgeübt. Viele Menschen fangen Taekwondo an, um Selbstverteidigung zu erlernen und körperliche Fitness zu erlangen. Nach langjährigem Studium der Kampfkunst stellt sich meist heraus, dass die persönliche Weiterentwicklung und Ausdauer wichtiger sind als die Fähigkeit der Selbstverteidigung. Zwar ist die Selbstverteidigung fester Bestandteil der Übungen, doch erkennt man, dass sie – bedingt durch eine nun ruhige Persönlichkeit – fast gar nicht benötigt wird.

Philosophie

Der Sinn und Zweck des Taekwondo besteht nicht nur darin, Hand- und Fußtechniken sowie Selbstverteidigung zu trainieren. Vielmehr steht die Entwicklung einer bestimmten Geisteshaltung, die sich auf alle Bereiche des Lebens auswirkt, gleichberechtigt neben dem rein körperlichen Aspekt.

„Do“ bedeutet im Koreanischen sowie auch im Japanischen „Kunst“, bzw. „Pfad“ oder „Weg“. Es ist die Art und Weise, in der die Kräfte der menschlichen Persönlichkeit und jene seiner Umwelt zusammenwirken. Die Philosophie des Taekwondo wurzelt in vielen Grundsätzen, die von Religionsgelehrten und frommen Laien im Lauf der Geschichte aufgestellt wurden. Diese Werte können auf den Einfluss des Buddhismus und sein Prinzip der Selbstdisziplin zurückgeführt werden. Der Buddhismus, der im Jahre 347 v. Chr. aus China in das Königreich Koguryo gebracht wurde, hat entscheidend zum Wachstum der koreanischen Kampfkünste beigetragen.

Der Kernpunkt der Taekwondo Philosophie liegt darin, dem Schüler einen Weg anzubieten, durch den er sich von seinem Ego oder, wie es die Zen-Buddhisten nennen, von seinem diskriminierenden Geist bzw. „Ich“ befreien kann, um in Harmonie mit dem Universum zu leben. Im Mittelpunkt dieser Philosophie steht das Konzept der Dualität in der Natur. Diese Dualität bezeichnet man im Koreanischen als Um und Yang (im chin. Yin und Yang). Um drückt sich im Universum aus durch Negativität, Passivität, Sanftheit, Dunkelheit, etc. . Yang hingegen umfasst Positivität, Aktivität, Härte. Harmonie wird erreicht, wenn Um und Yang gleichmäßig verteilt sind. Dominiert jedoch eine der beiden Kräfte, entsteht ein Ungleichgewicht. Wenn beispielsweise ein Gegner positive Energie einsetzt, bzw. einen Angriff startet, sollte der Verteidiger mit dem Einsatz negativer (nachgebender) Energie reagieren, indem er ausweicht und dadurch die Energie des Angriffs wirkungslos an sich vorbeifließen lässt. Auf diese Weise wird, was ursprünglich hart war (der gegnerische Angriff) weich (harmlos) und was weich war (die Passivität des Verteidigers) wird hart (ein wirkungsvolles Mittel, einen möglicherweise gefährlichen Angriff zu kontern). Dadurch wird das Gleichgewicht wieder hergestellt.

Wenn ein Kampfkünstler die Philosophie von Um und Yang verinnerlicht hat, befasst er sich nicht länger unnötig mit den Begriffen „Sanftheit“ oder „Härte“, sondern er reagiert so, wie es die jeweilige Situation von ihm erfordert.

Ein weiterer Kernpunkt des Taekwondo ist, den Schüler auf eine Bewusstseinsebene zu bringen, die er als „Gegenwart“ bezeichnen wird. Diese Ebene ist erreicht, wenn man sich im völligen Einklang mit sich selbst und der Natur befindet. Ziel ist es, dass Aktionen und Reaktionen mit den Kräften des Lebens stets perfekt koordiniert sind. Dieser Grundsatz kann sich nur dann einstellen, wenn man bei allem, was man tut, mit allen Kräften bei der Sache ist. Ein solcher Mensch kann seine Selbstbeherrschung bewahren und seine Emotionen kontrollieren.

Diese unerschütterliche Ruhe in den Kampfkünsten wird bestimmt durch die bildhaften Vorstellungen „Geist, der dem Wasser gleich ist“ und „Geist, der dem Mond gleich ist“.

Im ersten Fall wird der Geist mit einem ruhigen Wasserspiegel verglichen, der das genaue Spiegelbild jedes Gegenstandes wiedergibt. Weht aber ein Wind, vernichtet das Kräuseln das Spiegelbild, und wird so verzerrt, dass es nicht wiederzuerkennen ist. Wird der Mensch von Furcht, Aufregung, Zorn ergriffen, erweisen sich sein Geist und seine Vernunft als machtlos im Angesicht eines gefährlichen Gegners.

Durch den Vergleich mit dem des Geistes mit dem Mond erinnern die Zen-Patriarchen an einen Strahlenschein, der alles ringsumher beleuchtet, jede Schwäche in der Verteidigung des Gegners deutlich macht. Wenn aber die Wolken den Himmel bedeckt haben, wird der Mondschein trübe. Der Überschuss an Emotionen kann die Selbstkontrolle stören, und der Mensch gleicht einem Wanderer, der sich in der Finsternis vorantastet.

Es ist vor allem die Natürlichkeit des Verhaltens, die das energetische Gleichgewicht des Organismus und die innere Ruhe gewährleistet. Die Gelassenheit und innere Sammlung ermöglichen es, auf die feinsten Schattierungen der Ereignisse scharfsinnig zu reagieren, so wie der Wasserspiegel vom winzigsten Windhauch in Bewegung gerät. Dem Prinzip der Natürlichkeit folgend, wird der Mensch sogar in schwierigsten kritischen Momenten die Selbstbeherrschung nicht verlieren.